Freitag, 26. August 2011

Die ersten 40 Jahre Informatik in Deutschland

Am Montag war ich bei der Einweihung des neuen Informatikgebäudes der Uni Rostock. In Rostock bin ich geboren und hatte dann später am Fraunhofer IGD-R meine Diplomarbeit geschrieben. Bei der Einweihung habe ich sehr interessante Gespräche geführt, u.a. mit Horst Zuse und Herrn Böck, der ein Zeitzeuge der Arbeit seines Vaters Konrad Zuse, der andere Leiter des Rechenzentrums in Kiel. Beide sind Begleiter der Geschichte der deutschen Informatik von der Zeit als sie noch computergestützten Rechnens (o.ä.) im Fach Mathematik hieß und sich dann langsame davon gelöst hat und eigene Disziplin wurde. Im Falle Rostocks waren vor allem die Konstruktion und Zeichnungserstellung für den heimischen Schiffbau ein erstes Anwendungsgebiet für die (interaktive) Computergrafik, siehe dazu der Rückblick auf 40 Jahre Computergrafik in Rostock (PDF) von Heidi Schuhmann.

In den letzten Tagen hatte überlegt, was ich mit all den Eindrücken und Infos, die ich schon gesammelt habe (siehe mein Interview mit Ivan Sutherland) anstellen sollte. Ich habe das Gefühl, dass wir jüngeren es in 10-15 Jahren bedauern könnten, die Geschichte der (deutschsprachigen) Informatik nicht aus den Erzählungen der damals Anwesenden bewahrt zu haben. In den USA gibt es Bemühungen, von Pionieren des Fachs Interviews aufzuzeichnen und allen zur Verfügung zu stellen, z.B. im Rahmen der Smithonian Computer Oral History Collection (etwa Interviews zur US-amerikanischen Entwicklung der Jahre 1969-1973 und 1977) oder des Computerworld Honors Programs, als ACM Oral History Interviews

Heute war ich bei Herrn Oberquelle und habe mit ihm über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Beschäftigung mit dem Thema Historie der Informatik gesprochen. Ich war bei ihm "goldrichtig", denn er  hat unter anderem einen Bericht zu 50 Jahre IT in der Universität Hamburg verfaßt, den er auch beim Festkolloquium 2008 vorstellte. Danke für die bereitwillige Hilfe!

Dienstag, 23. August 2011

Horst Zuse weiht den Neubau des Instituts für Informatik der Uni Rostock ein

Gestern war ich für einen Kurzbesuch zurück am Ort meiner Diplomarbeit, Rostock: Dort fand nach dem Richtfest im April 2010 nun die feierliche Einweihung des Neubaus des Instituts für Informatik und des Rechenzentrums statt (siehe meine Bilder der Veranstaltung). Das Gebäude trägt den Namen Konrad-Zuse-Haus, benannt nach dem deutschen Computerpionier.

Beim Festakt war neben Bauminister Volker Schlotmann, der Leiterin des IT- und Medienzentrums Dr. Christa Radloff, dem Leiter des Instituts für Informatik Prof. Dr. Peter Forbrig und seiner Magnifizenz Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck ...


... auch der Ehrengast Prof. Dr. Horst Zuse, Sohn des Erfinders des Computers und Chronist der Geschichte des Computers, anwesend und weihte das Haus ein:


Beim nachfolgenden Empfang kam ich mit Horst Zuse und Herrn Ralf Böck, Leiter des Rechenzentrums in Kiel, ins Gespräch:

Herr Böck berichtete Herrn Zuse über eine Originalzeichnung Konrad Zuses, die er vor vielen Jahren mal geschenkt bekommen habe. Über die Existenz dieser Zeichnung wußte auch Horst Zuse nichts, nun soll sie eingescannt und "registriert" werden. Ich habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und bei Herrn Böck mit Hinweise auf Prof. Oberquelles Sammlung von Zuses Kunst Interesse an einer Kopie angemeldet. Jetzt müssen die zwei sich nur noch austauschen. :) Kurz austauschen konnte ich mich mit Prof. Heidrun ("Heidi") Schuhmann (ganz links auf dem nächsten Bild), die für das mich interessierende Gebiet der Geschichte der Informatik eine interessante Präsentation (als PDF) zum 40. Jahrestag Computergrafik in Rostock herausbrachte. 

Zur Geschichte der Informatik habe ich mich auch mit Prof. Zuse und dem Vorsitzenden der Konrad-Zuse-Gesellschaft, Prof. Wolfgang Karl, unterhalten, vor allem um die Entwicklung in jüngster Zeit, nämlich dass nun auch in den USA und in Großbrittanien Konrad Zuse als Erfinder des Computers (v.a. maßgeblich der heute noch genutzten Konzepte) anerkannt wird. Noch um das Jahr 2002/3 war das nämlich nach meiner Erinnerung nicht so. Damals studierte ich in Neuseeland und dort wurde eine britisch/amerikanische Sichtweise mit dem ENIAC und UNIVAC als erste Computer vertreten.

Wenn es sich ergibt, möchte ich mit Herrn Horst Zuse auch noch ein Gespräch dediziert zur Geschichte der Informatik und was man aus ihr lernen kann, führen, ähnlich dem Interview mit Ivan Sutherland. Nicht mehr geschafft habe ich es allerdings in die Kunstausstellung "Von Zuse zu Zuse“ im Kloster Rostock.

Sonntag, 21. August 2011

BarCamp Kiel 2011: Session Design Thinking

Gestern und vorgestern fand das BarCamp Kiel (Was ist ein Barcamp?) statt (siehe meine Bilder und Bilder auf Flickr). Gute Location, nette Athmo, Verpflegung gab's umsonst (dank des Sponsorings), interessantes Programm und interessierte (!) Teilnehmer - super gemacht.



Ich habe eine Session zu Design Thinking angeboten und moderiert und dort mit den Anwesenden eine Diskussion um Innovation und wie jeder diese ermöglichen kann, geführt. Wer mehr über das Thema erfahren möchte, schaue in die Session Doku oder lese die Kurzzusammenfassung (PDF).

Darüberhinaus habe ich eine Session zu diaspora, dem Open-Source-Social-Netzwerk, eine zum Aufsetzen eines eigenes Servers für die Verwaltung von Kalendern und Adressbüchern und eine zum Thing-o-Matic, der 3D-Prototyping Maschine für zu Hause, mitgemacht. Ich habe gute Ideen mitgenommen und manche Ideen, die ich vorher hatte, diskutieren und verfeinern können.


Ein wichtiger Aspekt (der wichtigste?) war die Diskussion mit anderen Teilnehmern in der Zeit im Foyer zwischen der Kleingruppenarbeit in den Session. Dies war gut gelöst und wurde von den Sessionanbietern auch respektiert und so ergaben sich immer wieder neue Themen und Gesprächspartner. Danke allen Teilnehmern, den Sponsoren und besonders den Organisatoren!

Freitag, 5. August 2011

XING Talk: Marty Cagan "The Changing Role of the Product Manager"

Zwei Monate nach Marty Cagans letzten Vortrag "How to Create Products Customers Love" gab es "Nachschlag" - diesmal nicht so sehr auf Konzepter und Designer ausgerichtet, sondern eher auf Produktmanager: In dem Vortrag "The Changing Role of the Product Manager" am 28.7. ging es um Veränderungen im Selbstverständnis der Produktmanager. Ausgangpunkt war die Feststellung, dass ein Consumer-Internetprodukt des Jahres 2011 (meist eine Dienstleistung, die im Internet ihre Geschäftgrundlage hat) anders entwickelt werden muss als nach dem klassischen Softwareentwicklungsparadigma ("Wasserfallmodell") - vor allem muss die Methodik schnellere Zyklen und unmittelbarer Einfluss aller Beteiligten erlauben. Dies können Methoden nach dem klassischen Wasserfallmodell nicht leisten, agile Softwareentwicklungsmethoden seien besser geeignet.


Marty hob unter anderem die Wichtigkeit des Produktteams (Product Manager, Lead Designer, Lead Developer) hervor und dass die Beteiligten möglichst auch räumlich nahe miteinander arbeiten sollten. Für die Entwicklung erfolgreicher Produkte sei außerdem ein "data-driven"-Ansatz von Nöten, dass also nicht dem Glauben an einen guten Ansatz rechtfertige, diesen auch umzusetzen, sondern allein konkrete Zahlen die aus frühen und oft eingesetzten A/B-Testing herrührten. Dabei könne man nicht erwarten, dass alle Ideen sich wirklich erfolgreich zeigten, d.h. Misserfolg gehört dazu (siehe dazu auch "why we need to fail"). Marty ermahnte die Produktmanager, "don't fall in love with your products". Außerdem solle speziell der Produkt Manager nicht so viel Zeit mit Meetings verbringen, sondern mehr Zeit in der eigentlichen Entwicklung mit seinem Produktteam. Mehr dieser erhellenden Einsichten gibt es in einem transkribierten Interview mit Marty aus dem Jahr 2009 lesen.


Nach dem kurzweiligen und erhellenden Vortrag gab es eine Fragerunde und danach das Get-Together aller Beteiligten - es waren erstaunliche viele OTTO und XING Produktmanager und Konzepter anwesend. Dieses Mal hat XING als Gastgeber sich wirklich nicht lumpen lassen und es gab neben Getränken lecker belegte Brötchen für alle. Danke an dieser Stelle!

Zum Weiterlesen:

Donnerstag, 4. August 2011

Mensch & Computer 2011: Kommende Highlights

Die Mensch & Computer ist DIE jährliche Konferenz für eine ausgewogene Sicht auf das Leben und Arbeiten mit, von und an Computern in Deutschland. Sie lockt sowohl ein informatisches als auch ein gesellschaftlich interessiertes Publikum. Im Kern geht es die Frage der Benutzbarkeit von durch Computern mediierte Informationsangebote in einer sich entwickelnden Informationsgesellschaft. Das macht sie meines Erachtens so spannend. Die M&C 2011 steht unter dem Motto "Über Medien" und findet wie immer im September statt.

Die für dieses Jahr gewonnenen Hauptredner Rolf Molich und Aaron Marcus habe ich letztes Jahr auf der Konferenz der Usability Professional Association 2010 in München erlebt und zumindest mit Aaron auch persönlich beim Festabendessen zusammengesessen und mit ihm gesprochen. Beide habe ich als jeweils ein Erlebnis für sich in Erinnerung: Rolf eher unterhaltsam das eigene Selbstverständnis und das des Gegenübers hinterfragend im Hier und Jetzt lebend, Aaron sehr ruhig, wohl überlegt und eher visionär auf die Zukunft ausgerichtet. Zu meinem Eindruck von damals passt, dass Aaron über Science-Fiction und User Experience und Rolf über die Usability der Usability sprechen wird.

Diese Workshops finde ich besondern interessant:


Und diese Vorträge decken sich mit meinem Interesse an Usability, User Experience/Joy-of-Use und Emotionen in der Interaktion:
  • Der User im ÖPNV: Findet der Fahrgast von A nach B?
  • Design Case Study: Von der Idee bis zum Portal: Pragmatismus in Agenturen
  • Design Case Study: Relaunch von www.strato.de
  • Positive User Experience durch natürliche Interaktion – Systematische Anwendung von Patterns bei der Entwicklung eines Multi-Touch-Prototyps zur Modellierung von Workflows 
  • Erwartungshaltung versus Usability: Der Effekt von negativer Erwartungshaltung auf die Akzeptanz von Software-Systemen   
  • WELT ONLINE – Joy of Use für Nachrichten in digitalen Medien
  • Benutzererlebnis bei Unternehmenssoftware
  • “Tipp’ die Opportunity” – sollte Geschäftssoftware Spaß machen?
  • Ästhetik der Interaktion: Beschreibung, Gestaltung, Bewertung
  • Predicting Perceived Screen Clutter By Feature Congestion
  • Ich sehe, was Du fühlst – Erfahrungsbericht zum Emotion-Tracking im Usability Test   
  • Effizientes Prototyping mit der Software ANTETYPE   
  • Modell und Bewertung der emotionalen Wirkung von interaktiven virtuellen Umgebungen
  • Hedonische Qualität in der digitalen Fabrikplanung
  • Was Firmen wollen: eine Umfrage zu Usability-Dienstleistungen für klein- und mittelständische Unternehmen
  • Towards a Game-Based Programming Learning Environment for Kids    
  • Liquid: Library for Interactive User Interface Development 
Ich freue mich auf die M&C 2011.