Freitag, 30. September 2011

Nachlese Peter Boersma from Adaptive Path in Hamburg / Workshop & Presentation

Peter Boersma, Experience Designer at Adpative Path in Amsterdam, kam wie von der lokalen IxDA Hamburg-Gruppe wie angekündigt nach der EuroAI zu uns, führte einen Workshop mit dem Thema "Good Design faster" im kleinen Kreis und hielt einen Vortrag zum Thema UX Entwicklungsmethoden und Deliverables im großen Kreis. Oberthema von Workshop und Vortrag war die Methodik zur Entwicklung von innovativen Designs im Team.

Workshop (14.00-18.00): Entwicklung eines digitalen Beraters zur Förderung der gesunden Ernährung durch Verbindung des persönlichen Geschmacks mit passenden Vorschlägen so dass das Essen wieder eine erstrebenswerte, lustvolles Erfahrung ist. Es gab dazu zwei ziemlich gegensätzliche Personas als zukünftige Benutzer, ein hypothetisches Usage-Szenario, funktionale Kriterien (persönliches Essensprofil, intelligente Essensvorschläge, hoch interaktive und mobil) und drei Designanforderungen für das zu entwickelnde Produkt: es solle hohe visuelle Stimulanz besitzen, sich kreativ und experimentell anfühlen, und kulterell und sozial sein, ganz so als ob man mit Freunden oder Familie zusammen sei. Jeder Teilnehmer hat dann für sich in einer ersten explorativen Phase ein paar Ideen als grobe Skizzen zu Papier gebracht, die am Ende den anderen Teammitgliedern vorgestellt und diskutiert, erweitert und als Ansatzpunkt für andere Lösungen genommen wurden. In der nachfolgenden Refinementphase hat jeder im Team die beste Ideen je einer Phase aus dem Usage Scenario gewählt und genauer ausgearbeitet (Detailed Concept Design). Am Ende haben wir alle ausgearbeiten Lösungsskizzen einander vorgestellt und waren aufgefordert, ordentlich zu kritisieren, um am Ende als Gruppe eine noch bessere Lösung zu finden.


Die Erkenntnis, die ich aus diesem Workshop mitgenommen habe: viele Ideen im Team zu produzieren ist ein Weg zum Erfolg; nicht die erste Idee ist die beste, die braucht mehrere Iterationen; Kritik ist essentiell für eine Verbesserung; auch nach heftiger inhaltlicher Kritik kann man im Team zusammenarbeiten; die Ergebnisse eines solchen Workshops müssen noch verfeinert werden, bevor sie ein Kunde sieht (d.h. das Workshopformat ist eher für den internen Gebrauch, denn für die Verwendung beim Kunden).

Vortrag (19:45-21.00): In Peters Vortrag ging es um die Vorgehensweise und die anzuwendenen Methoden in UX-Projekten. Er stellte heraus, dass neben den klassischen UCD-Schritten User Research, Konzeption und Evaluation noch drei weitere Dinge bedacht werden müssten, weil sie auch UX beeinflußten: Management, Strategie und die Geschäft - in Peters Worten "more elements of user experience".




Die abschließende Diskussion drehte sich u.a. um die geschickte Methodenwahl, dabei ist der Designmethodenfinder oder das Usability-Toolkit eventuell hilfreich.

Der Abend klang dann mit angeregten Gesprächen und Peter mittendrin schön aus, besonders schön war das warme Wetter draußen, so dass wir an der frischen Luft sein konnten. Leider waren da die Vorräte des eigens angelieferten, ersten IxDA Bieres schon vorher erschöpft.


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Donnerstag, 29. September 2011

Nachlese Mensch & Computer 2011


In einem vorherigen Blogpost zur Mensch & Computer 2011, der wichtigsten Konferenz im deutschsprachigen Raum zum Thema Informationsgesellschaft mit einem multidisziplinären Ansatz, bin ich schon auf einige für mich fachlich interessante Beiträge eingegangen. Zum Nachlesen der Artikel sei auf den Tagungsband der M&C2011 (kostenpflichtig, aber auch von jedem Teilnehmer zu erhalten), den Workshopband der M&C2011 (kostenlos) und den Tagungsband der UP2011 (kostenlos) verwiesen.

Das zentrale Hörsaalgebäude der TU Chemnitz - hier fand die M&C2011 und die UP2011 statt.
Mein tatsächlicher Konferenzablauf und meine Eindrücke nun in Stichpunkten und mit weiterführenden Links hier:

Sonntag
  • Workshop CUE-9 - The Evalupator Effect, or What You Get is What YOU See: Rolf Molich zeigte den Teilnehmern anhand ihrer eigenen schon vorher eingereichten Ausarbeitungen, wie verschieden doch die individuellen Ergebnisse einer Heuristischen Analyse einer Webseite ausfallen können. Wir haben dann versucht, die unterschiedlichen individuellen Ergebnisse in Kleingruppen zu bewerten und zu konsolidieren.



    In der anschließenden Plenarunde haben wir die Ergebnisse der Kleingruppen verglichen und mußten feststellen, dass wir wir nicht alle zu denselben Ergebnissen kamen. Dies haben wir diskutiert und mit den Ergebnisse früherer Workshops (z.B. in Atlanta) verglichen. Ein Erklärungsansatz neben den offenbar nicht einheitlichen Standards waren die unterschiedlich verlaufenden Gruppen- und Konsensusfindungsprozesse.



    Das hat mir klar gemacht,
    1. dass Usability Evaluationen immer noch eine sehr subjektive Sache sind, auch wenn sich alle Experten größtenteils auf die gleichen Prinzipien guter Usability beziehen;
    2. dass eine umfassende Bewertung besser von zwei oder mehreren Experten durchgeführt werden sollte, weil dann die Chance auf vielfältigere Ergebnisse größer ist allerdings zum Preis einer notwendigen Konsensfindung;
    3. welche Bedeutung ein einheitlicher Ausbildungs- und Qualitätstandard für die Usability Evaluation hat. Leider konnte ich am dementsprechenden Workshop des AK Nachwuchsförderung am Mittwoch nicht mehr teilnehmen.

    Die Workshopteilnehmer nach einem lehrreichen Tag (weitere Bilder)

  • Unterbringung im Kosmos-Hostel, in einigermaßen ruhiger und zentraler Lage (mit Garten!) bei einer liebenswerten Herbergsmutter, die den Kühlschrank in der voll ausgestatteten Küche auffüllte und auch sonst sehr bemüht um ihre zwei Gäste war (offiziell hat das Hostel zu, aber ich konnte nächtigen): Einfach aber ausreichend und schön hell!


Montag
  • Die Keynote "The Future: Sci-Fi and UX" von Aaron Marcus habe ich mir nicht angehört, weil ich erwartete, dass er etwas das erzählt, was ich von der UPA2010 von ihm kenne. Seinen Vortrag kann man in der Retrospektive nachschauen.  
  • Bildliche Eindrücke von Vorträgen
  • Während des Programms gab es immer wieder die Möglichkeit, sich im großzügig bemessenen, zentralen Bereich des Vorlesungsgebäudes zu sammeln und interessante Gespräche während eines Tees mit Keksen zu führen:



  • Stadtrundfahrt: Es gibt in Chemnitz ziemlich schöne Ecken, aber eben auch ziemlich karge und heruntergekommene, und das nicht nur am Stadtrand, sondern in der Innenstadt (alle Fotos).




Dienstag
  • Die Keynote von Rolf Molich habe ich mir nicht angehört, weil ich erwartete, dass er etwas das erzählt, was wir schon vorher im Workshop erfahren hatten. Ich sollte mit meiner Einschätzung richtig liegen, seinen Vortrag kann man in der Retrospektive nachschauen.
  • Bildliche Eindrück von Vorträgen
  • Die Poster-Session war wieder sehr interessant. Ich habe mich vor allem mit Katharina Sachse und anderen über ihre Arbeiten zur Usability sicherheitskritischer Systeme unterhalten. 
  • Erfreut war ich, alte Kollegen wieder zu treffen und mit ein paar schon bekannten Personen wieder ins Gespräch zu kommen:
  • Skuril war, dass auf einer Konferenz, die Usability als ein Thema hat und Beispiele schlechter Usability anprangert (z.B. durch nicht hilfreiche Fehlermeldungen, siehe Foto links), die Informationen z.B. zu Räumen schlecht zu finden waren (die Bezeichnungen waren kryptisch und es gab anfangs keinen Übersichtplan) und selbst die Toiletten überall zu sein schienen (siehe Foto rechts):

Mittwoch habe ich Chemnitz schon früh verlassen, weil ich zu einem Besuch am Institut für angewandte Informatik an der TU Dresden angemeldet war und dort mit der Gruppe von Prof. Weber, die im Bereich taktile Interaktion im Kontext von Karten arbeiten, angemeldet war.


Andere Eindrücke von der M&C2011:

Donnerstag, 8. September 2011

UX Roundtable "User Centered Design bei Xing" mit Rainer Gibbert

Rainer Gibbert hat am 05. September 2011 einen Vortrag zum Thema „User Centered Design bei Xing“ im Rahmen einer Einladung des UX Roundtable Hamburg gehalten (zur Ankündigung auf XING). Er berichtete über den großen Relaunch von XING  im Juni 2011, für den unter anderem das Design und die Informationsarchitektur komplett überarbeitet wurde. Die Entwicklung des neuen XING wurde dabei komplett Nutzerzentriert durchgeführt, angefangen bei ersten Cardsortings zur neuen Struktur, über Konzept-Tests der ersten Ideen bis hin zu Usability-Tests der einzelnen Bereiche.


Rainer Gibbert ging detailliert auf die Hintergründe des Relaunchs ein, stellte den verwendeten UCD-Ansatz im Groben und z.B. die Nutzung von Personas im Detail dar und antwortete bereitwillig auf weitere Fragen aus dem zahlreich erschienenen Publikum. Im Mittelpunkt aller Arbeiten: Das Produkt sollte sich nach den Bedürfnissen der Nutzer richten. Hier die meiner Meinung nach vier wichtigsten Punkte:
  1. Kenne deine Nutzer: Anstatt für eine imaginäre Masse an Nutzern zu entwickeln, ist die Kenntnis über die wirklichen Nutzer, ihre Fähigkeiten und Bedürfnisse, das A und O für den Erfolg des angebotenen Produkts. Aus den User Insights können Personas und an ihnen entlang das Produkt entwickelt werden.
  2. Datengetriebene Entscheidungen:  Wenn es sich zeigt, dass Funktionalität kaum von jemanden benutzt wird, dann sollte sie wieder aus dem Interface herausgenommen wird, ganz egal wie fancy und zeitgemäß sie erscheinen mag (z.B. frei konfigurierbare Inhaltsbereiche).
  3. Design versus Usability: Im Unternehmenskontext sind nicht alle Entscheidungen einer maximalen Usability zuträglich. Manchmal wird sich für ein schickes visuelles Design entschieden, das gewisse Nachteile in der Klarheit der Interaktionsmöglichkeiten nach sich zieht, z.B. die unbeschriftete XING-Leiste ("Das ist das neue XING").
  4. Agile Entwicklung: Die Entwicklung in Teams aus Lead Programmer, Lead Designer und Product Manager nach agiler Vorgehensweise mit häufigen Benutzertests und kurzen Deploymentzyklen ist entscheidend für den Agilität und damit den Erfolg eines Produkts im Internet.
Marty Cagans Visionen (siehe meine Blogeinträge zu seinem ersten Vortrag über Produktentwicklung und seinen zweiten Vortrag zur neuen Rolle des Produktmanagers) waren hier klar herauszulesen.


Danke Rainer, danke XING, Dank an alle Anwesenden! Man sieht sich auf den kommenden UX Roundtables oder den IxDA Events mit Peter Boersma von Adaptive Path!